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p.r. - political rants
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p.r. - political rants
ikiwiki
2017-04-09T15:09:04Z
ich will für online-medien bezahlen
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Copyright: © 2016, gregor herrmann <<a href="mailto:gregor+www-0601@comodo.priv.at">gregor+www-0601@comodo.priv.at</a>>,
2017-04-09T15:09:04Z
2016-03-15T18:58:39Z
<p>für online-medien zahlen? sicher nicht. habe ich mir auch lang gedacht. bis
vor ein paar monaten.</p>
<p>was hat sich geändert? einerseits war ich knapp dran, mein einziges
(papier-)zeitschriften-abo zu kündigen und habe mir überlegt, ob ich das
möglicherweise frei werdene geld für andere (papier- oder online-)medien
nutzen soll. andererseits (und wichtiger) ist mir verstärkt klar geworden,
wieviele journalistische werke ich täglich online konsumiere und dass dieser
journalismus, der mir persönlich und gesellschafts- wie demokratiepolitisch
wichtig erscheint, finanziert werden muss, damit es ihn weiter geben kann
– von freundlichen kommentaren und aufmunternden tweets können
journalistInnen nicht leben.</p>
<p>momentan scheint sich kaum ein online-medium bzw. eine online-version eines
mediums zu rechnen; wie auch. woher das geld kommen könnte? mehr werbung
freut nur die ISPs und die adblock-anbieterInnen; presseförderung ist auch
so eine sache; letztlich werden also wir leserInnen/seherInnen/hörerInnen
in die tasche greifen müssen, wenn uns so etwas wie unabhängiger
qualitätsjournalismus etwas wert ist. sonst wirds den immer weniger geben.
wäre doch mehr als schade.</p>
<p>für online-medien bezahlen also. nur: so wie das heute funktioniert wird das
nix. warum: wenn ich in 2 dutzend online-medien jeweils eine handvoll
artikel lesen will, schließe ich sicher keine 24 abos zu
apothekerInnen-preisen parallel ab und melde mich dafür bei allen möglichen
medien oder aggregatplattformen oder zahlungsdienstleisterInnen separat an,
damit ich mich dann auf dutzenden websites getrennt einloggen kann. völlig
unbrauchbar.</p>
<p>wie kann das bezahlen von journalistischen werken online funktionieren? ein
vorschlag.</p>
<ul>
<li><p><strong>zahlen pro artikel.</strong></p>
<p> auch wenn das verlage nicht gerne hören: ich habe kein interesse an
einem abo von tageszeitung X und wochenzeitschrift Y. ich will einzelne
interessante artikel lesen, egal was im URL steht und welches logo in
der kopfzeile pappt.</p></li>
<li><p><strong>micro-payment.</strong></p>
<p> ich will kein all-in-one-abo für alle texte/sendungen eines mediums, das
ich nie ausnutze, sondern genau dafür zahlen, was ich lese/sehe/höre.
dann wann ich es lese/sehe/höre. also kleine beträge (die müssten wohl im
niedrigen einstelligen cent-bereich liegen, wenn ich meinen konsum übers
jahr hochrechne) und direkt bei der nutzung.</p></li>
<li><p><strong>abwicklung auf den eigenen seiten.</strong></p>
<p> dieses micro-payment muss direkt auf den websites der medien
stattfinden, ich habe kein interesse daran, mich in den goldenen käfig
eines dritten zu begeben (<a href="https://blendle.com/">blendle</a>, I'm looking
at you). und warum sollten medien die kontrolle über ihre seiten und
ihre server abgeben wollen (mit facebooks "instant articles" z.b.)?</p></li>
<li><p><strong>einheitliche abwicklung der zahlungen.</strong></p>
<p> das bezahlsystem muss auf allen websites funktionieren. gleich. mit
<em>einer</em> übergreifenden anmeldung und <em>einem</em> konto zum auf-/abbuchen.
– diese paywall- und zahlungssoftware wird noch zu programmieren
sein; <a href="https://flattr.com/">flattr</a> geht als idee in diese richtung (ist
allerdings für <em>freiwillige</em> zahlungen in <em>variabler</em> höhe gedacht).</p></li>
<li><p><strong>offenes protokoll, mehrere anbieter.</strong></p>
<p> wenn wir dem inhalteanbieter-silo entgangen sind durch bezahlung direkt
auf den medienwebsites gilt es noch die zweite klippe zu umschiffen:
auch beim bezahlsystem darf es kein monopol geben, daher braucht es hier
offene protokolle, die ein vernetztes system erlauben. – d.h. mit
dem einen button auf der zeitungswebsite bezahle ich via
zahlungsanbieter X und die nächste via anbieterin Y, die
kommunikation/zahlungsflüsse medienwebsite → zahlungsanbieter und
zahlungsanbieter → medium laufen über standardisierte protokolle (think:
email; so wie das netz vor den walled gardens von facebook und co. eben
funktioniert hat).</p></li>
<li><p><strong>verbreitung.</strong></p>
<p> dieses konzept ergibt natürlich nur dann wirklich sinn, wenn möglichst
viele medien dabei mitmachen. wobei durch den
micro-payment-per-article-charakter auch ein paar einmal starten können.</p></li>
</ul>
<p>wo sind sie, die modernen medien, die (gemeinsam?!) ein derartiges system
entwickeln? der europäischen medienlandschaft tät's gut. und mein geld liegt
bereit.</p>
<p><em>nachtrag 1</em></p>
<p>frank rieger und thorsten schröder kommen bei ihrem
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=zJUmjtjCtY8">talk</a> bzw.
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=mCmtqQP1rms">interview</a> auf der re:publica,
vom thema malvertising (auslieferung von schadsoftware über werbenetzerke)
her kommend und auf der suche nach alternativen zu online-werbung, zu
ähnlichen ideen zur finanzierung von online-medien. auch sie denken ein
einheitliches anbieterübergreifendes micropayment-system mit beträgen im
niedrigen einstelligen cent-bereich pro artikel an. anders und interessant
ist ihre idee, die zahlungsabwicklung über eine nicht-profitorientierte
genossenschaft der verlage abzuwickeln. nachzusehen im talk ab
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=zJUmjtjCtY8&t=51m11s">minute 51:11</a> bzw. im
interview ab <a href="https://www.youtube.com/watch?v=mCmtqQP1rms&t=7m33s">minute 7:33</a>.</p>
<p><em>nachtrag 2</em></p>
<p>rms fordert im guardian: <a href="https://www.theguardian.com/technology/2016/sep/01/online-publishers-readers-ad-block-surveillance-donate-anonymously">publishers that charge for access should offer the
option to pay a small amount anonymously to get an individual
story</a>
und verweist darauf, dass das GNU-projekt und INRIA+TU München ein anonymes
bezahlsystem namens <a href="https://taler.net/">GNU Taler</a> entwickeln. das klingt
schon sehr nach dem system, das ich weiter oben skizziert habe. und die
exchanges könnten von den von frank und thorsten angedachten
genossenschaften betrieben werden.</p>