band 3: sonne & cappuccini – poebene april 2000

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kapitel 1: der anfang

3.00. l. holt mich ab. 3.30. brennerbundestraße. südtirol wirkt beengend – überall massive berge enges tal mit straßen; & das ganze in der nacht. "portugal ist überall" trifft auch hier zu: zumindest in bezug auf des nächstens neben der hauptstraße streunende hunde.
dämmerung bei rovereto; endlich. sonnenaufgang wie geplant kurz vor verona; wunderbar die breite rosa fläche mit der orangen kugel & das ganze in der weiten ebene. den breiten po erstmals überquert mit der noch tiefstehenden sonne genau in östlicher verlängerung.
zwischen mantova & modena von der autobahn & in die erstbeste bar im erstbesten vorort des erstbesten kaffs. einheimische trinken ihren kaffee vor der arbeit. cappuccino bestellt genossen & uns in italien angekommen gefühlt.
über landstraßen getingelt an dörfern vorbei & durch sie durch. alte häuser (& das kurz nach québec; s. bd.2) & neue supermärkte bizarre geschwindigkeitsbeschränkungen & viele pizza- & telekomwerbungen landschaft industrie & strommasten.
erkenntnis: nicht hinter jedem damm ist wirklich der po; aber auch andere dämme bieten gras zum in-der-vormittagssonne-liegen-&-reden.

zwischenstop in ficarolo: der urschiefe kirchturm ist von weitem sichtbar & deutet auf cafés hin. die kirche dürfte wirklich romanisch sein & hinter dem damm ist wirklich der po – beeindruckend breit schnell fließend & mit häßlichen schaumteppichen verunziert. kein strand also doch an den tisch vor einer bar am hauptplatz; 2. cappuccino.
um 11 wirkt ein vormittag recht lang wenn er 27 stunden vorher begonnen hat …

weiterfahrt nach ferrara; schock auf der einfallstraße: großer billa dann lidl (in der stadt auch dm).
mit dem auto herumirren – wo ist jetzt welches zentrum? parken & zu fuß weiterirren (ohne stadtplan etc.). zwiespältig: schöne viertel schöne straßen schöne häuser – aber es fehlt was. dann endlich & zufällig ende der fußgängerzone & damit centro storico entdeckt. freude nur durch erschöpfung & hunger gemindert wobei sich zweiterer mit einer jause vom supermercato eingenommen auf der piazza della repubblica & erstere mit einem schläfchen ebendort kurieren ließen.

herrlich ist daß hier wirklich frühling ist; nach langem winter endlich wieder die jesus-latschen angezogen (das erste mal ist jedes jahr ein erlebnis) & im t-shirt schwitzend durch die stadt (unangenehmer nebeneffekt: 2 riesige blasen auf den fußballen (!)).

zurück zum auto & ins hotel (nazionale) das l. zwischendurch gecheckt hat; mitten im zentrum – & während das zimmer hergerichtet wird entdecken wir das centro noch einmal von der anderen seite & wirklich mit seiner mitte & seinem kern.

gitarre gespielt gelesen geschlafen. geruhsam.

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kapitel 2: das näherkommen

ferrara weiter erkundet: durch den mittelalterlichen teil geschlendert; schon recht warme vormittagssonne; frühstück in einer einheimischenbar. lange geredet.
weitergeschlendert; viele chiesi & palazzi. die meisten zu. jüdisches viertel gesehen. das mit museen & öffnungszeiten ist so eine sache. viele radfahrerInnen; autofreie altstadt ist eine sehr gute idee.

warum machen italienerInnen häufig einen apostroph nach dem buchstaben anstelle eines accents obendrauf?

mittagshitze beginnt; füße tun wieder weh; siesta-zeit – urlaubsgeschwindigkeit.

nachmittag: stadt erkunden: museen & kirchen (ja sie haben offen. nein nicht über mittag. touri-fehler.) plätze & gäßchen.

erfreulich: kaum touristInnen & davon die meisten italienerInnen. & diese sehr geographisch zentriert.
nebeneffekt: meine füße sind endgültig kaputt; zusätzlich haben sich die oberschenkel noch aufgerieben (ich bräucht' einen spreizverband) sodaß jeder schritt den beigeschmack einer qual hat. das schlucken tut mir auch grad weh – mein körper ist grad ein wrack; l. läuft durch die straßen ("lena rennt"?) auf der suche nach einer netten bar während ich an einem hauseck lehne.

fragen zur kultur: warum macht es spaß in eine "typisch italienische" grindige bar am eck zu gehen obwohl ich das in innsbruck auch nicht tu? welche auswirkungen (z.b. auf kulturelle identität) hat es wenn es im m-preis französischen senf gibt?

kleiner tisch vor einer bar; netter kellner der auf l.s bitte anstelle der chips käse & weißbrot mit salz & olivenöl bringt.

gutes abendessen in gutem restaurant.

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kapitel 3: die nächste etappe

auch in italienischen bars gibt’s die bloodhound gang.
die käffer zwischen ferrara & bologna sind am ostersonntag in der mittagszeit tot. & wenig ansprechend. cimitero in s.pietro di piano besichtigt; nicht schön im sinne von schön aber interessant. gedenkstein der partisanen: "dittatura fascista" "pace e libertà per tutti i populi". viele "vie di rimemb(e?)ranza" in diesem land. & "vie 25 april". & "vie resistenza".

bologna: centro gefunden auto geparkt. via rizzoli: taschendiebe der einen & anderen art: 2 typen versuchen den inhalt von l.s hinteren hosentaschen zu erlangen (am hellichten tag vor hunderten leuten) & der preis in der bar für 2 saftln ist auch horrend. deutsche touris. alt werden wir hier wohl nicht.
kathedrale besichtigt; l. nach 1 min. hinausgeworfen weil sie unzüchtig gekleidet war (ärmelloses t-shirt). museo civico archeologico angeschaut; anstrengend & viel zu viel. museumspädagogisch betrachtet höchst interessant weil total veraltet (tausende exponate in einer vitrine mit kaum vorhandener beschreibung etc.); dieser blickwinkel verdrängt beinahe den der betrachtung der ausstellungsstücke …
versöhnung mit bologna: die leute sind sehr hilfsbereit beim geldwechseln für’s telephonieren; telephoniert: "unser" zimmer in ferrara ist nicht mehr frei; weiter nach südosten (richtung imola forlì rimini); abstecher in die hügel – sehr idyllisch. vormerken: südrand der poebene.
in castello s.pietro terme (oder so) nach altbewährter sommerlagerplatzsuchmethode zimmer gefunden: rein in die erste bar – tip für albergo bekommen – albergo geschlossen – bar um die ecke – tip für nächstes albergo – wirkt geschlossen aber wirt ist da; restaurant zu aber zimmer kein problem. na bestens.

oberschenkel wieder "zu" füße wieder brauchbar.

abend: "ausgehen". mit mühe eine bar für einen aperitif gefunden. fast ohne mühe ein restaurant gefunden & viel guten kadaver gegessen. anschließend noch in eine alte-männer-bar & um 20 nach 11 mit je einem buch im bett (auch je einem).

literaturtip: douglas adams (ja ich weiß: weder neu noch originell – aber trotzdem gut).
morgen: ans meer. eis essen muscheln suchen.

spät eingeschlafen; früh & gemeinsam aufgewacht & -standen (ja wirklich so um 7).
literaturtip: kaser gesammelte werke; ja alles.

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kapitel 4: der abschluss

auf kurvigen landstraßen durch die gegend unter herrlicher sonne – dem meer entgegen.
adria erreicht bei porto garibaldi: barfuß im sand bis zu den oberschenkeln rein ein paar muscheln raus & anschließend köstliches gelato gegessen. & diese zeitspanne in diesem touriloch reicht wieder völlig.
weiter auf landstraßen durch die landschaft; l. glüht mit 100 durch alleen im autoradio supertramp & bluespump.
am straßenrand sardischen käse & wildschweinwurst gekauft; am bahnhof crackers statt brot; in einem restaurant leitungswasser gezapft. platz an einem feldrand gefunden wo es ruhig windstill & sonnig ist.

wunderschöner urlaubsabschluß: jause gitarre wiese sonne …

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nachträge

  • bankomaten funktionieren ganz normal.
  • viele tote viecher auf der straße mehr bettler mehr behinderte.
  • italienisch fällt mir in summe leicher als französisch (reden nicht – aber ich versteh erfreulich viel).
  • siesta ist nicht zu unterschätzen; ostermontag auch nicht.
  • wenn ich nicht mehr über meine füße schreibe heißt das daß alles wieder in ordnung ist.

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