band 32: schmuddelwetter & kilometer – hamburg jänner 2003

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kapitel 1: nordwärts

nach münchen fährt ein "entlastungszug". auch gut. alte waggons zwischen tristesse & charme aber leere abteile. aufenthaltsfreies umsteigen in die s-bahn in münchen-ost.
unkompliziertes einchecken mit etix & ein paar plastikkarten; der flieger hat 15 min. verspätung. gate A16 ist irgendwo. der metalldetektor piepst wie in MUC (& nur in MUC) üblich bei meiner gürtelschnalle; der securitymensch checkt mich (wie üblich) lang & ausführlich. – der aufruf für den flug nach CDG am gate nebenan erfolgt nur auf deutsch & englisch.
ein flug der nicht aufgerufen wird; dafür selbstbedienungsboarding mit der etix-boarding card. an board v.a. deutsche (tirol-)urlauberInnen dafür nichts zu essen.

HAM: 3-tages-ticket für die hvv aus dem automaten gedrückt (vorne aufgestempelt: "übertragbar" hinten aufgedruckt: "nicht übertragbar"); mit bus & s-bahn in die stadt; recht übersichtlich; statt "umsteigen zu …" heißt’s "übergang zu …"; & einen fürsorglichen hinweis gibt’s vor jedem halt auf welche seite die fahrgäste aussteigen dürfen.
vom hauptbahnhof an sexkinos & döner-ständen vorbei zum hotel (unter ablehnung von 2 angeboten …); billig heißt sanitäranlagen am gang (oder gegen aufpreis im zimmer). das bett ist dafür breit für zwei.

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kapitel 2: hh & ich

der kalte wind peitscht den regen durch die straßen; also ab in die u-bahn. 2 stationen weiter: rathausmarkt. fast kein regen mehr. leerer platz. netter spaziergang: jungfernstieg colonnaden gänsemarkt … klassische architektur viele galerien/höfe/passagen. der geldautomat will zuerst den betrag wissen & dann erst den PIN; & er hat 50er.
weiter zum großneumarkt; hier sind trotz der frühen stunde schon wieder keine leute zu sehen – naja es regnet nicht mehr aber 3°C laden auch nicht zum bummeln ein. nach kurzer suche (& blick in den merian führer) den cotton club gefunden. in einem warmen keller sitzen alten jazz hören & feststellen dass jever wirklich so herb wie in der werbung ist …

die gewerblichen damen zwischen bahnhof & hotel sind weit weniger deutlich als solche zu erkennen als z.b. am innsbrucker südring; dafür sind sie recht kommunkativ & fürsorglich: "ist dir nicht kalt so nur mit einem pullover?"

morgen. grau aber trocken. auf zu stadt & kultur. zuerst im museum für kunst & gewerbe "fotograf che guevara". witzig wenn auch nicht aufregend. weiter zum chilehaus (witzige architektur – auch rundherum). ausgestorben wirkt’s. hoppala die chagall-ausstellung sperrt erst um 12 auf. weiter zur speicherstadt wo grad eine führung beginnt; nett im freien & im museum die neugotischen backsteinhäuser (spätes 19. frühes 20. jahrhunder) zu sehen & etwas zu hamburgs geschichte (& gegenwart: bau der hafen-city olympia-bewerbung 2012) zu hören.
im kontorviertel hat außer einem fastfood-asiaten nix offen; wie in innsbruck am sonntag. also wieder chilehaus & chagall – zum glück gibt’s hier ein café …
ausstellung: viele leute viel gerede aber ganz relaxt; die anordnung der bilder wär' verbesserungswürdig. chagall: wieder was neues gesehen …
an der ost-west-straße liegt die nikolai-kirche oder das was von ihr nach den alliierten luftangriffen auf hamburg im juli 1943 noch übrig ist. heute mahnmal dokumentationszentrum begegnungsstätte. sensible texte.
die alte deichstraße ist kurz & schmal – aber wie versprochen zeigt sie alte häuser.
st. michaelis (der michel): alles kostet was & extra. die kirche an sich immerhin nur 1,- (tourismus ist überhaupt teuer). erstaunlicher bau; erinnert mit den logen & galerien mehr an ein theater oder an ein opernhaus denn an eine kirche. riesig wuchtige kanzel zwei orgeln. dennoch nicht diese drückende schwere alter katholische kirchen.

leute bleiben vor zebrastreifen stehen; ein radfahrer rempelt mich – aber ich war auch halb am "radlweg" (rote pflastersteine am gehsteig). es gibt noch geschlossene telephonzellen.

alte gebäude gibt’s nicht. alles niedergebrannt (1842) oder niedergerissen (immer wieder) oder im 2. weltkrieg niedergebombt.

runter zu den landungsbrücken an der elbe; ja da liegt ein hafen (die männer mit den typischen kapperln gibt’s übrigens wirklich) & fähren die wie buse oder u-/s-bahnen zum hvv gehören. ganz touristisch eine hafenrundfahrt gebucht – in einem warmen restaurant sitzen tut gut auch wenn’s wackelt.

annäherung an die reeperbahn von norden. durch fast menschenleere straßen spaziert in denen sich aufgelassene lokale mit türkischen döner-läden abwechseln. große freiheit: trostlos am frühen abend. reeperbahn: auch noch viel geschlossen; billige kinos versuchen gäste anzulocken; bettler & schaulustige …

recht international wirkt hh; portugiesische restaurants türkische (?) jugendliche die deutsch miteinander reden … die öffis übersichtlich aber etwas schmuddelig.

zum bahnhof altona & in die friedensallee in ottense. hier sind die zeise kinos (auch mitglied der europa cinemas): "open hearts" ("elsker dig for evigt") wird hier auch nicht anders sein als in innsbruck … komisch nur dass er hier so nah bei dänemark synchronisiert gezeigt wird & in innsbruck in omu.

die anwort auf "danke" scheint meist "gern(e)" zu sein.

am abend hat’s wieder einmal geregnet; oder besser auf gut dublinerisch: it was drizzeling.

hh 8 a.m. still drizzeling aber nur mehr leicht. erstaunlicher: es ist fast stockfinster. aber die damen sind wieder sehr bemüht & die u-bahn fährt in kurzen intervallen.
& der hamburger k’affe ist noch immer kein café oder caffè oder kaff’ee …
& das uke wo meine tagung stattgefunden hat hat am männerklo eine "urinalanlage system ERNST ohne wasserspülung".

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kapitel 3: südwärts

ca. 48 stunden später wieder mit u-bahn & bus zum flughafen. im bus werden abflug- & terminalpläne auf monitoren eingeblendet.
HAM: quick check-in am automaten. sehr komfortabel.
als er bemerkt dass ich einen artikel über den irak lese spricht mich der irakische (kurdische) kellner auf saddam hussein an; ohne krieg würden 10x soviele leute sterben wie mit.
20:00 – der flughafen wirkt zunehmend ausgestorben.
leeres flugzeug.

münchen: die unbeleuchteten schilder mit den namen der s-bahn-stationen werden auch durch die freundlichen zweisprachigen ansagen nicht aufgehoben.
der münchner hauptbahnhof ist nach 23:00 belebter & kulinarisch ergiebiger als der hamburger flughafen; der zug wirkt recht leer – aber wer fährt schon an einem jännermontag mit dem nachtzug monaco-innsbruck-verona-bologna-firenze …

kufstein: schnee vorm waggonfenster; innsbruck: z.t. schnee auf der straße; ich hab die plage schon vergessen gehabt.

& den pass hab ich wohl umsonst eingesteckt …


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