ein freundlicher frühlingsspätnachmittag. fahrkarte zeitung leberkässemmerl. der italienische EC fährt nach der zwei-sprachigen ankündigung pünktlich ein der kopf & das schwanzerl des zuges haben noch rauchersymbole.
die rolltreppe in münchen-ost zur wörthstraße raus geht in beide richtungen – je nach startpunkt.
johannis-café: anfangs leer mit der zeit knackevoll.
mit der S8 geruhsam zum flughafen; nicht ganz sonnig nicht ganz warm aber ganz ok.
MUC: einchecken schmerzfrei beim securitycheck eine schlange weil alles übergenau & chaotisch zugleich ablauft.
theoretisch gibt’s ein offenes wlan praktisch kommt nichts durch …
der flieger voll mit oberoestereicherInnen – & bayerInnen die reden wie aufgezogen.
ankunft in MAD zu der zeit wo das boarding für den anschluss beginnt. 19°C. der bus fährt ewig über das flugfeld. rein ins gebäude. monitor. D55. laufschritt. – als letzter in den bus zum flieger nach LIS (der mit verspätung abfliegt & landet). LIS: kühl es dürfte grad geregnet haben. uhr zurückstellen.
in der ankunftshalle imbiss & warten auf b. – wlan wie in MUC. ah! da müsst' mensch zahlen, aber lokale seiten sind gratis … dann kann ich b.s ankunft virtuell mitverfolgen.
taxi. hotel. erste bar (freundlich billig).
in der metro-station areeiro die "7 colinas"-karte gekauft bzw. geladen; die station eher hässlich die sitze in den waggons aber bequem.
rossio. spazieren. estaçao central. praça de figueira. fliesenhäuser samengeschäfte & straßenbahnen.
das nicola begrüßt uns mit einem kellner der vom charme her jedem wiener caféhaus alle ehre machen würde.
der ginjinha ist eine lustige lissaboner spezialität in einer witzigen kaschemme der elevador santa justa hat schon zu; zur pr. do comércio ist es gar nicht weit & ebendiese ist schon ok … (der triumphbogen ist nett der boden misslungen).
weiter spaziert zurück durch die ausgestorbene baixa nach chiado durch die rua garret an pessoa vor a brasileira vorbei & schon war das bairro alto da. nette gasserln offene geschäfte musik lokale restaurants. köstlich gespiesen & um 00:59 gerade noch in die metrostation gekommen. areeiro ist auch ausgestorben.
die multibancos haben nette animierte figuren die vom bildschirm zwinkern.
nach dem frühstück in "unserer" bar zu fuß die av. altamira reis runter an möbelgeschäften & pastelarias vorbei bis zur pr. martim moniz die sich noch immer nicht vom faschismus erholt hat. mit dem 28er rauf nach graça zwei miradouros für den blick über die stadt benutzt iberische bausünden schöne fliesen & verzierte gehsteige beobachtet. der electrico kann am largo do graça umdrehen.
die post kennt 4 regionen: portugal spanien europa ohne spanien & die restliche welt. multikulti gemischt schaut’s hier aus.
zu fuß runter am voz operario vorbei zum mosteiro de são vicente de fora. schöner maurischer vorhof mit bewässerungsanlage; sonne …
drinnen viele blaue kacheln tote kardinäle & königInnen in hässlichen sarkophagen (salazar-zeit) vor abblätternden wänden sowie eine ausstellung über die geschichte der portugiesischen kirche patriarchen von lissabon im kontext der allgemeinen & der kirchengeschichte – ohne den namen salazar jemals zu erwähnen oder auf die verwicklung der römisch-katholischen kirche in die faschistische diktatur. aber der innenhof & die kacheln sind schön.
der 28er fährt leider nicht die ganze strecke durch die alfama aber bald treffen wir wieder einen umdrehenden wagen & fahren bis zur sé; zwischenstopp in einer kleinen bar mit frischen fischen deren besitzerInnenehepaar klagt dass in das lokal schon 5x eingebrochen wurde zuletzt heute morgen; ein schlosser flext derweil an der tür herum.
die sé hat schon zu also weiter – bzw. wieder zurück & im kreis mit dem 28er bis zum largo camões; mit dem elevador da bica nach unten – sehr lustig so ein kleines altes kabelbähnchen. der miradouro santa catarina bietet einen blick über den tejo junge leute mit musik aber leider nicht mehr die ideale temperatur. mit dem elevador wieder rauf & rüber an pessoa & einem selbst ernanten parkplatzanweiser vorbei richtung largo do carmo.
abendausklang im bairro alto mit kleinem restaurant & jazzlokal.
25.april: 31. jahrestag der nelkenrevolution. das fernsehen überträgt live aus dem parlament wo mit ernsthafter miene lange texte verlesen werden. feiertag – geschlossene cafés.
mit der metro bis parque (parque eduardo vii) der station mit den vielen fliesen (menschenrechtsdeklaration mit 1 fliese pro buchstabe portugiesische geschichte & diverse zitate). beim schlendern durch den park kommt die sonne raus der marques de pombal zeigt uns seinen rücken.
die touri-info-dame ist ebenso kooperativ wie der kellner im nahen café. auf der avenida da liberdade schwirren die nelkenverkäufer & die revolutionserinnerungspickerl herum; ein älteres paar klärt uns auf französisch über ort & zeit des aufmarschs auf.
zwischendurch mit dem elevador santa justa lisboa von oben betrachtet & den elevador du lavra probiert dessen miradouro nur blicke in private swimmingpools ermöglicht.
der aufmarsch ist eine bunte mischung aus demo & folkloredarbietung; teilnehmerInnen u.a.: pcp gewerkschaft folklore schwule attac frauenbewegte pensionistInnen lehrerInnengewerkschaft ukrainerInnen baskInen … skandierte sprüche:
25 abril sempre – fascismo nunca mais
somos muitos muitos mil – para continuar abril
? – a luta continua
der ascensor de gloria bringt uns wieder ins bairro alto der dazupassende miradouro ist eher unspektakulär. auf dem largo trindade coelho (nicht nach dem kaninchen sondern einem gleichnamigen dichter benannt) steht ein lotterieverkäufer als statue daneben in einem lokal spielen buben monopoly während wir die tochter des hauses durch unsere bestellung vom lernen abhalten.
der 28er macht auch nach westen spaß (auf der rückfahrt stehen 2 autos im weg) die gegend ist nicht umwerfend. die igreja estrela ist die erste kirche des besuchs wirkt iberisch-katholisch & interessant gefärbt im inneren der gleichnamige park gegenüber ist schon ok.
erkundung der restaurantstraße rua das portas de santo antão der jazzclub nahe der liberdade hat am montag zu; tagesausklang wieder im bairro alto.
sehr viele touristInnen mit den verschiedensten sprachen sind in lisboa. & viele bettler; analphabetenrate 1974: 40% (bravo salazar!)
in den lokalen ersetzen große flachbildschirme langsam die klassischen fernseher im eck.
die weit verbreiteten briefmarkenautomaten sind eine gute idee haben aber einen konstruktionsfehler im marken-&geldentnahmefach.
mit dem 15er raus nach belém. das mosteiro schaut von außen beeindruckend aus das entdeckerdenkmal am tejo-ufer ist herrlich lächerlich (todesmutig schauen die hässlichen typen ans andere flussufer). zum torre de belém spaziert der auch beim näherkommen nicht viel größer wird. drinnen stehen spielzeugkanonen der weg in den keller führt nur zu klos nach oben ist es auf der 1,5-menschen-breiten stiege lustig.
centro cultural de belém: 1992 erbaut mächtig & ganz gelungen.
beim hieronimus: die kirche ist bis auf die durchgetriebenen japanerInnen recht hübsch (v.a. die glasfenster & die säulen) der innenhof mit 2-stöckigem kreuzgang ist wirklich schön.
danach die klassischen pasteis de belém in der ursprungspastelaria gegessen; köstlich & besser als die pasteis de cerveja schräg gegenüber.
ans andere ende: mit 15er-bim grüner metro & roter metro (schöne stationen aber volle züge wie in paris zur rush-hour) zur parque das naçoes (ehem. expo-gelände); lustige gebäude & angenehme sonnenbänke am ufer des tejo. exotische botanische anlagen ein turm mit gesperrtem lift & ein einkaufszentrum mit fressmeile.
abendessen in der cervejaria trindade: hilfreiches personal köstliche meeresfrüchte lustige portugiesische spezialitäten (z.b. açado das gambas). danach wieder jazz im bairro alto.
western union hat sonderangebote für geldtransfers nach brasilien & in die ukraine.
castelo de são jorge: sehr netter ausblick live & noch netter die câmara escura: in einem turm liefern ein spiegel & 2 linsen ein 360°-bild von lissbon auf eine parabolische leinwand – live optisch/mechanisch. sehr beeindruckend; da stören nicht einmal die blöden ami-fragen ("ist in dem lift ein lift?" "wieviel kostet das haus?"). – die "multimediashow" ist weniger aufregend aber ok.
imbiss bei der santa luzia zu touri-preisen.
runter zur sé: kurz anzuschauen weil recht einfach gehalten wobei das ja nicht unangenehm ist. schöne fenster.
langsames spazieren zu den docas durch die alfama später rauf zur praça de figueira. die baixa wie gewohnt abends menschenleer (bis auf die autos). zum abschluss jazz im hot clube de portugal. die junge sängerin deren freundinnen im publikum noch aufgeregter sind als sie auf der bühne hat eine ausbaufähige stimme.
die kellnerInnen pflegen nach der bestellung der ersten person fluchversuche zu unternehmen bevor die zweite person ihre wünsche äußern kann.
für den ersten teil des rückflugs haben wir 3 mögliche abflugzeiten (fluglinie: iberia). – das taxi zum aeroporto braucht nur halb so lang & kostet nur halb so viel wie das bei der ankunft.
einchecken. b.s flug ist ohne ihr wissen umgebucht worden sodass nach einer kurzen phase der verwirrung eine erneute spontane umbuchung notwendig wird. – laut flugplan droht mir in BCN wieder das umsteigen im laufschritt.
warten aufs boarding. – irgendwie scheint sich schon hier in LIS alles zu verzögern. & die durchsagen sind kaum verständlich.
abflugzeit & das boarding hat noch nicht begonnen. info am schalter: es gibt einen LH-flug BCN-MUC & iberia in barcelona weiß dann mehr. hm.
in BCN eine stunde verspätung. da nutzt auch der laufschritt nichts mehr. die iberia-dame sucht&sucht – der direkte LH-flug ist voll schließlich schickt sie mich über nizza nach münchen.
zum trost ducados gekauft.
dass beim boarding richtung nizza nichts weitergeht überrascht ja weniger. heute bisher im magen: ein café & ein pastel de nata. im kleinbus mit flügeln gibt’s wenigstens ein bocadillo con jamón & einen kuchen.
aus obrigado/a wird gracias & dann merci später dann danke. portugal-spanien-frankreich-deutschland-österreich in einem tag; & das nur um von A nach B zu kommen.
nizza: das einchecken mit dem pseudo-ticket von iberia geht recht schmerzlos; vor dem flughafen stehen palmen & ich schnuppere französische meeresluft. oder so.
mittles sms telephon & internet (wlan ist praktisch – aber auch hier leider teuer) die züge münchen-innsbruck bzw. die übernachtungsmöglichkeit in münchen geklärt. – der security-check ist äußerst detailliert (alles aus den hosentaschen raus & blick in die tasche). die gates sind glastüren ins freie.
das fliegerlein ist nett & leer & schnell in MUC. die LH-baguettes haben einen hohen chlorophyll-anteil. die portugiesin die seit BCN mein schicksal teilt & die ich in nizza wiedertreffe bietet die gelegenheit für angenehme kurze gespräche in den flughafenbussen & im flieger zwischen den kapiteln unserer jeweiligen bücher.
MUC: menschenleeres terminal 2 (leise sauber hell) schnell eine s-bahn erwischt.
am hauptbahnhof ist mehr leben auch schon gedämpft aber doch. leberkässemmeln gibt’s jedenfalls noch & der zug münchen-firenze wirkt relativ leer. & es geht nur das notlicht im abteil; die erste halbe stunde.
kein regen in innsbruck.
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